Delta im Quadrat Nr. 71

60 „Die gleißende Welt“ Margaret Cavendish war eine faszinierende Persönlichkeit: Im 17. Jahrhundert war sie eine der ganz wenigen Frauen, die wissenschaftliche und literarische Arbeiten – Gedichte, Essays und die Männerwelt herausfordernde naturphilosophische Werke – unter ihrem eigenen Namen publizierte. Und sie schuf 1666 ein Stück Literatur, das von vielen als erste Science-Fiction-Literatur einer Frau gesehen wird: „The Description of a new world, called The Blazing-World, written by the thrice noble, illustrious and excellent princesse, the Duchess of Newcastle“ oder kurz: „The Blazing World“. Am Nordpol liegt der Zugang zu dieser utopischen Parallelwelt, in der kluge Wesen in Tiergestalt leben und eine Frau regieren wird. Auf dieser Vorlage basiert die Stückentwicklung „Die gleißende Welt“ des Frankfurter Duos F. Wiesel, die mit mit Figuren- und Objekttheater sowie analoger Filmtricktechnik spielt – nach „Restworld“ die zweite Arbeit der beiden am Theater und Orchester Heidelberg. (Foto © Susanne Reichardt) Fr, 01.03., 20 Uhr, Zwinger 1, Theater Heidelberg „Silk“ von Iván Pérez Inspiriert von der zarten Textur, dem fließenden Charakter und der noblen Eleganz von Seide kreierte der künstlerische Leiter des Dance Theatre Heidelberg (DTH), Iván Pérez, das Tanzstück „Silk“ in Zusammenarbeit mit dem Modedesigner Alejandro Palomo, mit dem er 2018 schon „The Male Dancer“ am Ballett der Pariser Oper herausbrachte. „Silk“ ist ein sinnliches Werk, das Tanz und Mode miteinander verbindet und noch weitere Ebenen einzubringen weiß: Palomos forschende künstlerische Vision verwischt kreativ die Grenzen zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit – im Kontext dieser Arbeit spielt das auch auf die einzigartige Form der Geschlechtsbestimmung an, die beim Seidenspinner entdeckt wurde. Fasziniert von diesen Erkenntnissen und ausgehend von seiner früheren Betrachtung von Männlichkeit in „The Male Dancer“, bewegt sich Pérez mit „Silk“ nun jenseits von binären Zuschreibungen und fügt geschmeidige Bewegungen zu einem komplexen choreografischen Gewebe. (Foto © Susanne Reichardt) Uraufführung: Sa, 02.03., auch 30.03., 19.30 Uhr, Marguerre-Saal, Theater Heidelberg lesen.hören: Geschichte einer Hexe „In ganz Ochsenwärder gab’s um 1530 kein schöneres Mädchen als Abelke Bleken, des reichen Bauern einziges Kind…“, so beginnt eine Sage mit Wahrheitsgehalt. Abelke war aber nicht nur hübsch, sondern auch klug, tüchtig und vor allem – unabhängig! „Freien wollte sie nicht“, den Hof ihrer Elter führte sie später allein. Und das machte sie verdächtig! Heute verbleibt ihr Name als Zeugnis der Vergangenheit auf einem Straßenschild: Der Hamburger Abelke-Bleken-Ring ist benannt nach dieser Frau, die im März 1583 unter dem Vorwurf der Hexerei verbrannt wurde. Jarka Kubsova griff in ihrem Roman „Marschlande“ die alte Geschichte wieder auf: Eine Frau von heute schickt sie aus, um der Historie nachzuspüren. Beim Mannheimer Literaturfest „lesen.hören“ spricht die Autorin nun mit Maria-Christina Piwowarski darüber, was die beiden Frauen des Romans verbindet, was sich in den 600 Jahren seit Abelkes Lebenszeit verändert hat und was sie sich für die Frauen der Zukunft und für deren Töchter und Söhne wünschen würde. (Foto Jarka Kubsova © Christoph Niemann) So, 03.03., 18 Uhr, Alte Feuerwache, Mannheim

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