Delta im Quadrat Nr. 88

Biedermann und die Brandstifter Gezündelt wird im Schwetzinger Theater am Puls – wenn auch nur im übertragenen Sinne auf der Bühne: Die Geschichte um den gutmütigen Geschäftsmann Gottlieb Biedermann, der trotz aller Warnzeichen zwei Brandstiftern Unterschlupf gewährt, entfaltet hier eine fesselnde Mischung aus Spannung, Satire und tiefgründiger Gesellschaftskritik. Max Frischs Werk bleibt heute ebenso relevant wie zu seiner Entstehungszeit; es regt weiterhin zum Nachdenken über persönliche Verantwortung und gesellschaftliche Blindheit an. Denn hier wird dem Publikum vor Augen geführt, wie schnell und weit und einfach wir bereit sind, die Realität zu verleugnen, um unsere Bequemlichkeit und unser vermeintliches Sicherheitsgefühl zu bewahren – und geistige Brandstifter haben sich schon längst wieder überall in der Gesellschaft breit gemacht, auch wenn man ihre Streichhölzer und Benzinkanister nicht immer offen sieht! Sa, 22.11., 19 Uhr, Theater am Puls, Schwetzingen Schlinks „Vorleser“ Die Handlung ist für die meisten Menschen – und für alle, die diesen Text gerade wahrnehmen – so selbstverständlich, dass man in Alltag keine Sekunde mehr darüber nachdenkt. Doch wie wäre es, wenn man nicht lesen könnte? Wenn man einen Vorleser bräuchte, um Literatur genießen zu können? Hanna Schmitz’ „Vorleser“ ist ein Jugendlicher, der fünfzehnjährige Michael. Und er wird bald mehr als nur das: Es entspinnt sich eine ungleiche Liebesbeziehung zwischen den beiden – bis Hanna verschwindet. Soweit Teil eins von Bernhard Schlinks Roman. Teil zwei dreht sich um die juristische Aufarbeitung von Geschehnissen in Auschwitz: Hanna soll maßgeblich daran beteiligt gewesen sein und wird zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Michael ist zwar äußerlich frei, innerlich aber weiterhin mit ihr verbunden und verstrickt… die Vergangenheit bestimmt auch seine Gegenwart. All diese Verwebungen der individuellen und kollektiven Geschichte bringt das Altonaer Theater nun in der Bühnenfassung von Mirjam Neidhart auf die Bühne. Mo, 24.11., 19.30 Uhr, Congressforum, Frankenthal 66

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