entwickelt und welche Meilensteine würden Sie als besonders prägend hervorheben? TW: Generell haben sich die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland von reinen Büchersammlungen zu modernen Bildungs- und Kulturzentren entwickelt. Vor 150 Jahren waren die Volksbüchereien oft von Lehrern geleitet und der Bibliotheksberuf noch gar nicht geboren. Es wurde kontrolliert, was man ausleihen „durfte“ und es musste der Bildung der ausleihenden Person dienen. Heute steht auch Unterhaltung im Fokus und eine Vielzahl von Medien frei zur Auswahl. Und von der reinen Verleihstation haben wir uns auch in Ludwigshafen zu einem „dritten Ort“ entwickelt, einem Ort neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz, der allen offensteht als Ort zum Arbeiten, Lernen und als sozialer Treffpunkt. Das Angebot an physischen Medien wird mittlerweile durch eine Vielzahl digitaler Medien vom eBook bis zu Streaming-Angeboten ergänzt. 2014 wurde der Metropol-Card-Bibliotheken Rhein-Neckar e.V. gegründet, der mittlerweile 46 Bibliotheken zu seinen Mitgliedern zählt, darunter auch die Stadtbibliothek Ludwigshafen. Wir betreiben zusammen ein großes Online-Angebot, das die metropolbib.de, den Pressreader, das Munzinger Archiv, und den Brockhaus umfasst, und wir bieten einen gemeinsamen Bibliotheksausweis, die „Metropol-Card“ an, die eine Nutzung aller dieser Bibliotheken für 24 Euro im Jahr ermöglicht. Der größte Meilenstein allerdings war vermutlich unser Umbau mit der Neueröffnung 2017 und dem neuen digital-analogen Konzept. Das „Ideenw3rk“, unser Makerspace, ein Gaming-Raum, attraktive Arbeitsplätze und Veranstaltungen zu Medienkompetenz und lebenslangem Lernen sind nur einige der darin enthaltenen Bausteine. DiQ: Welche Rolle spielt die Stadtbibliothek heute in der Gemeinschaft von Ludwigshafen und wie hat sich diese im Laufe der Jahre verändert? TW: Die Stadtbibliothek zählt schon seit vielen Jahren zu den meistbesuchten kulturellen Einrichtungen der Stadt. Während früher die Ausleihe von Medien im Vordergrund stand, hat sich die Stadtbibliothek heute zu einem Ort entwickelt, der über eine sehr gute digitale Infrastruktur verfügt und zum Lernen, Verweilen und Zusammenkommen einlädt. Die Stadtbibliothek und die acht Stadtteilbibliotheken sind auch Nachbarschaftszentren. Sie bringen Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammen und fördern den Zusammenhalt. Damit können sie auch einen Beitrag zum Erhalt unserer Demokratie leisten. DiQ: Gibt es besondere Projekte oder Kooperationen, die im Rahmen des Jubiläumsjahres initiiert wurden, um die Bedeutung der Bibliothek für die Stadtgesellschaft hervorzuheben? TW: Wir sind grundsätzlich immer auf der Suche nach Kooperationen und Partnerschaften, um spannende Projekte gemeinsam umzusetzen. Wann immer sich Möglichkeiten ergeben, arbeiten wir gerne mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren zusammen. Denn es entstehen immer wertvolle Synergieeffekte aus solchen Projekten: Wir profitieren nicht nur selbst von neuen Impulsen, sondern können auch aktiv einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Ein Beispiel dafür sind unsere gemeinsamen KI-Projekte mit dem Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen sowie die Mitgründung und Teilhabe an der Nachbarschaftsinitiative „Die Oggersheimer“ in einem unserer Stadtteile.
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