Delta im Quadrat Nr. 79

5 Künstlerinnen in den Fokus. Unterschiedliche Auffassungen abstrakter Kunst treffen dort aufeinander, wobei Künstlerinnen die geometrische Abstraktion in der freien und angewandten Kunst vorantreiben. Unter dem Begriff Simultané überträgt Sonia Delaunay ihre auf Farbkontrasten basierende abstrakte Malerei auf Grafik-, Textil- und Modedesign und auch Sophie Taeuber-Arp entwirft anfänglich Gebrauchsgegenstände und Innenarchitekturen nach den gleichen geometrisch-abstrakten Prinzipien wie später ihre Malerei. Ab den 1940er-Jahren etabliert sich die geometrische Abstraktion als globales Phänomen. Neben Paris avancieren Mailand, São Paulo, Havanna oder Montevideo zu Zentren einer neuen Avantgarde. Das Kapitel „Globale Aufbrüche“ präsentiert eine neue Generation von Künstlerinnen, die an die Errungenschaften der 1920er- und 1930er-Jahre anknüpft, wobei das Experimentieren mit neuen Formen, Materialien und Techniken den Fokus bildet. In „System und Leichtigkeit“ stehen serielle Ordnungsprinzipien im Zentrum. Judith Lauand, Hedi Mertens, Vera Molnar oder Lygia Pape suchen mit mathematischen und seriellen Kompositionen nach neuen Bildlösungen und knüpfen gleichzeitig an die Analysen der Zwischenkriegsjahre an. In „Das Spannungsfeld von Farbe und Form“ steht die Farbe als wichtiges bildgestaltendes Element im Mittelpunkt. Farbe ist ohne Form nicht denkbar. Sie vermag verschiedene Bildebenen zu erzeugen, durch Wiederholung und Vervielfältigung Rhythmen entstehen zu lassen oder durch Reduzierung eine spannungsvolle Komposition zu erzeugen, wie beispielsweise in der Hard-Edge-Malerei von Carmen Herrera. Abschließend setzt „Bewegte Geometrien“ den Fokus auf die Beziehung zwischen Werk und Betrachtenden. Gemälde und Objekte der Op-Art zeigen die Bedeutung von Wahrnehmung in der geometrischen Abstraktion, während die partizipativen Skulpturen von Mary Vieira und Lygia Clark eine aktive Teilnahme der Betrachtenden fordern. Mit der Schau möchte das Wilhelm-Hack-Museum einen Beitrag zur Revision der Kunstgeschichte leisten und die Bedeutung von Künstlerinnen in der ungegenständlichen Kunst hervorheben. Die von Dr. Astrid Ihle und Julia Nebenführ kuratierte Ausstellung versammelt Leihgaben aus internationalen privaten und öffentlichen Sammlungen sowie Werke aus der eigenen Sammlung. bis 21.04., Wilhelm-Hack-Museum, Berliner Straße 23, Ludwigshafen am Rhein, www.wilhelmhack.museum Ausstellungsansicht © Lys Y. Seng; Franciska Clausen, cirkler og vertikaler, 1930, SMK, National Gallery of Denmark Foto: Jakob Skou-Hansen © VG Bild-Kunst Bonn, 2024

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=