4 Abstraktion im 20. Jahrhundert aus der Perspektive ihrer weiblichen Vertreterinnen. Das erste Kapitel „Experimentierfreude und Innovationskraft“ stellt die Entwicklung einer gegenstandslosen Formensprache in der russischen Avantgarde im Kontext eines utopischen Gesellschaftsentwurfs durch Künstlerinnen wie Ljubow Popowa, Olga Rosanowa, Warwara Stepanowa und Alexandra Exter dar. Neben der Malerei wird die Produktionskunst zu einem bedeutenden Ausdrucksmittel: Mit Textilentwürfen, Grafikdesign sowie Bühnenbildern und -kostümen wird ganz unmittelbar der Alltag mit Kunst durchdrungen. Eine Verbindung von Leben und Gestaltung ist auch grundlegend für die im zweiten Kapitel präsentierten Künstlerinnen der „weiblichen Bauhaus-Moderne“. In Weimar, Dessau und Berlin waren zwar Studentinnen zugelassen, sie arbeiteten aber vor allem in weiblich konnotierten Tätigkeitsfeldern der angewandten Kunst wie der Webereiklasse. Neben Gunta Stölzl und Anni Albers, die die traditionsbehaftete Webtechnik durch ihre radikal geometrischen Textilarbeiten revolutionierten, entwickelten ebenso Marianne Brandt, Alma Siedhoff-Buscher und Lucia Mohloy eine abstrakte Formsprache. Das Kapitel „Radikale Abstraktion“ rückt die französische Metropole Paris und ihre Bedeutung für die Vernetzung internationaler Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion Mit der Ausstellung „Wir werden bis zur Sonne gehen. Pionierinnen der geometrischen Abstraktion“ rückt das WilhelmHack-Museum im Winter 2024/25 erstmals die Bedeutung von Künstlerinnen für die Entwicklung der geometrischen Abstraktion in den Fokus. Die Schau, die vom 16. November 2024 bis zum 21. April 2025 zu sehen ist, versammelt mehr als 200 Werke der geometrischen Abstraktion ausschließlich von Künstlerinnen. Der Parcours führt von der russischen Avantgarde und dem Bauhaus in Deutschland über Entwicklungen in den 1920er- und 1930er-Jahren in Paris bis hin zur Etablierung der geometrischen Abstraktion als künstlerische Weltsprache nach 1945. Neben Zürich, Mailand und Ulm entstehen mit São Paulo, Buenos Aires und Havanna neue internationale Zentren. In jeder dieser Etappen der Entwicklung der ungegenständlichen Kunst waren Künstlerinnen an wichtigen Ausstellungen beteiligt, haben zum theoretischen Diskurs beigetragen und sich mit einzigartigen Œuvres und Ideen oft radikaler als ihre männlichen Kollegen hervorgetan. Nichtsdestotrotz wurden viele weibliche Positionen von der Kunstgeschichte jahrzehntelang wenig beachtet oder marginalisiert. Die Ausstellung, die nach der Autobiografie von Sonia Delaunay betitelt ist, erzählt in sieben Kapiteln die Geschichte der geometrischen Ausstellungsansicht © Lys Y. Seng; Vera Molnar, Ohne Titel, 1945/50, Sammlung Stadler Foto: Linde Hollinger, Ladenburg, © VG Bild-Kunst Bonn, 2024 LEBEN IM DELTA WEIHNACHTEN & GESCHENKE SPEZIAL
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