5 internationalen Filme aus und was ist deren Beitrag zur Diversität des Festivalprogramms? SK: Internationalität und Diversität spielen eine zentrale Rolle im Auswahlprozess. Grundsätzlich bilden wir das weltweite Kino in seiner Vielfalt ab und zeigen Produktionen aus allen Kontinenten. Was die Filme aber eint, ist ihre Eigenständigkeit. Sie alle loten auf unterschiedlichen Wegen die Grenzen des Mediums aus. Im Umkehrschluss bedeutet es für uns, Filme nie nach ihrem vermeintlichen „Exotismus“ auszuwählen, sondern immer nach ihrer Substanz. Und dann kommen die Filme gewissermaßen selbst zu einem, überraschen uns. In manchen Jahren ergeben sich dadurch ganz faszinierende Konstellationen. So haben wir dieses Jahr nicht nur „April“ als Centre Piece, sondern mit der skurrilen Komödie „Holy Electricity“ und dem Coming-of-Age-Film „Panopticon“ gleich noch zwei weitere georgische Beiträge im Wettbewerb. DiQ: Es gibt auch Dokumentarisches, innovatives Genre-Kino und Kurzfilme an außergewöhnlichen Orten zu entdecken. Kann man sagen, das IFFMH verschiebt Grenzen? SK: Wir lieben Genre-Kino genauso wie Experimentelles. Und spannend wird beides, wenn es sich aneinander reibt. Wenn ein Genrefilm etwas noch nie dagewesenes versucht, einen völlig neuen Blick wählt. Das gilt etwa für „The Kingdom“, einen Thriller über die korsische Mafia aus Perspektive einer Teenagerin, als Vater-Tochter-Drama inszeniert. Aber genauso dreht das Enfant Terrible Albert Serra mit „Afternoons of Solitude“ nicht einfach einen Dokumentarfilm über den „Messi des Stierkampfs“ – die Aufnahmen, egal ob in der Arena während des Spektakels, im Hotelzimmer davor oder im Auto danach, haben etwas genuin Kinematografisches und vor allem Narratives. Das ist eine Explosion an Farben und Emotionen. Außerdem zeigen wir im Rahmen einer eigens kuratierten „Salon-Edition“ eine Reihe ausgewählter Kurzfilme in Barber-Shops und einem Tattoo-Studio in der Mannheimer Innenstadt. Das erweitert unsere Perspektive auf Kino eindeutig! DiQ: Die Retrospektive zeigt jedes Jahr einen thematischen Streifzug durch die Filmgeschichte. Diesmal geht es um „Körper im Film“ in ganz unterschiedlichen Darstellungsformen. Welche Filmauswahl habt ihr getroffen? SK: Das Kuratieren der Retrospektive macht insofern immer besonderen Spaß, als dass man zum Teil durchaus bekannte Sachen nebeneinanderstellen kann, die vermeintlich gar nicht zusammengehören. So läuft bei uns „Terminator 2“ mit Arnie neben Catherine Breillats schockierendem Coming-of-Age-Drama „Meine Schwester“. Da gibt es Entdeckungen wie „The Watermelon Woman“, ein Dokument queeren schwarzen US-Kinos der 90er Jahre von Cheryl Dunye oder das kurze iranische Meisterwerk „The House is Black“ über eine Leprakolonie zusammen mit „Black Girl“ von Ousmane Sembène, einem Klassiker des frühen Afrikanischen Kinos. Gerahmt wird die Retro von Buster Keatons Slapstick-Klassiker „Steamboat Bill, Jr.“ und Gareth Evans „The Raid“, wo wir jeweils Körper in extremster Aktion erleben. 07.-17.11., Mannheim & Heidelberg, Programm und Infos: www.iffmh.de "Afternoons of Solitude" von Albert Serra Im Wettbewerb: "Sugar Island" von Johanné Gómez Terrero
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