„ja nichts ist ok“ – Eröffnung der Festspiele LU Ein Anfang, ein Abschied – René Polleschs Stück „ja nichts ist ok“ ist sein letztes gewesen; der Regisseur und Intendant der Berliner Volksbühne starb wenige Tage nach der Premiere. Und es ist das erste, denn mit diesem Abend werden die diesjährigen Festspiele Ludwigshafen eröffnet. Als der Vorhang sich hebt, ist der Mann auf der Bühne eigentlich schon am Ende. Im Dunkeln hat er um Hilfe gerufen – vergeblich. Ab jetzt ist der Grundzustand eine energetische Verzweiflung, der sich Fabian Hinrichs vollständig hingibt. Er referiert von der furchtbaren Unbehaustheit in den Betonskeletten, die der Mensch sich gebaut hat, um eben jener zu entgehen. Dort wohnt er allein oder zu mehreren. Das Betonskelett auf der Bühne beherbergt eine Vierer-WG. Fabian, Claudia, Stefan und Paul teilen ihren Alltag, ihre Gedanken und ihren Darsteller – Fabian Hinrichs, „Tatort“- Fans auch bekannt als Kommissar Felix Voss, ist „Fabian“ und alle weiteren Figuren in diesem Kabinettstück zwischen Boulevard und Melancholie. Nach der Vorstellung lädt Attwenger, das Linzer Duo Markus Binder und Hans-Peter Falkner, zum After-Show-Konzert. (Foto © Thomas Aurin) Sa, 12.10., Eröffnung ab 18.45 Uhr, Stück ab 19.30 Uhr, Konzert ab ca. 21 Uhr, Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen Kulturbeutel-Festival 2024 in Speyer Hier ist eine Menge Kultur im Beutel! Speyers Kleinkunstfestival „Kulturbeutel“ bietet im Oktober eine wohlsortierte Mischung aus Figurentheater und Schauspiel, Kabarett und Musik – für Kinder und Familien am Vor- und Nachmittag, für Erwachsene dann im Abendprogramm. Jenes wird am Tag der deutschen Einheit eröffnet durch das Comedy-Kollektiv Luksan Wunder. Deren Videoreihen zur korrekten Aussprache (nach deren Konsum einen kein Mensch mehr versteht) und zu atemberaubend unbrauchbaren Lifehacks (nach denen man die Küche generalsanieren muss) sind Internet-Legenden, und in der Live-Show „WTFM 100, Null“ gibt’s Comedy im Live-Format. Tags darauf sind die Mainzer Kammerspiele zu Gast, nach einem weiteren Mal schlafen gibt’s Groschenheftsatire mit Schwester Cordula und so geht’s mit hoher Schlagzahl von Tag zu Tag. Da steigt ein Hundertjähriger im Figurentheaterformat aus dem Fenster und verschwindet; Frau Gauleiter steht ihren Mann und den schönsten Seiten Italiens wird in der musikalischen Lesung „La Deutsche Vita“ gehuldigt. Wie vielfältig das Kulturbeutel-Programm ist, zeigt sich ganz besonders auch in den letzten drei Tagen des Festivals: Neueste Choreografien aus dem Rhein-Neckar-Delta präsentiert das Tanztheater „New Dances From Our Moving Delta“; die Gruppe GlasBlasSing bringt mit „Happy Hour“ Flaschen in allen Formen und Größen zum Klingen und Singen, und der amtierende Vizeweltmeister der Mentalmagie Yann Yuro beeindruckt mit seiner Bühnenshow. 03.-13.10., Alter Stadtsaal, Speyer, komplettes Programm: www.speyer.de Jutta Speidel: Amaryllis Jedes individuelle Leben ist nur eine von unendlich vielen Optionen. Was wäre, wenn man an irgendeinem Punkt in der Vergangenheit einen anderen Weg gegangen wäre? Wenn eine bestimmte Begegnung nicht stattgefunden hätte, eine banale Entscheidung anders getroffen worden wäre? Wenn ein Schmetterling im Südpazifik mit einem Flügelschlag einen Tornado im eigenen Leben angerichtet hätte – oder eben nicht? Jutta Speidel stellte sich in ihrem Roman „Amaryllis“ genau diese Frage nach dem „Was wäre, wenn…“, und damit schuf sie eine zweite Version eines Lebens. Von der Unendlichkeit der Möglichkeiten ist das noch sehr weit entfernt, aber doch schon mehr, als manch 56
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