Delta im Quadrat Nr. 77

Bühne/Theater/Klassik/Comedy 54 Theater am Puls – Premieren, Premieren! Auch in Schwetzingens kleinem, feinem „Theater am Puls“ ist man bereit für die neue Saison: Vier Premieren, von der Romaninszenierung über die Komödie bis zum traditionellen Kinderstück, stehen in den kommenden Monaten im Programm. Der Theatergründer und Intendant Joerg Mohr weiß über alles, was im Haus geplant ist, am allerbesten Bescheid und darum erzählt er hier mit seinen Worten, auf welche Neuigkeiten man sich freuen darf, warum die Wahl gerade auf diese Stücke fiel und was jeweils das Besondere daran ist. „Biedermann und die Brandstifter“ (Premiere: 04.10.): „Dieses Stück von Max Frisch ist ein Klassiker, der zeitlose politische und gesellschaftliche Themen aufgreift. In unserer Inszenierung haben wir bewusst darauf verzichtet, das Stück zu modernisieren. Stattdessen haben wir eine Form gefunden, die Frischs zentrale Aussage noch stärker in den Vordergrund rückt, ohne dabei den satirischen Humor zu verlieren, der das Werk so einzigartig macht. Unsere Inszenierung zeigt, wie aktuell und zeitlos die Themen Verantwortung, Selbsttäuschung und moralisches Versagen sind – all das verpackt in bissiger Satire und scharfem Humor. Auf diese Weise laden wir das Publikum ein, nicht nur über die Mechanismen des Geschehens nachzudenken, sondern auch über die subtile Komik, die Frisch meisterhaft einsetzt, um unsere menschlichen Schwächen zu beleuchten.“ „Das Sams“ (Premiere: 15.11.): „Dieses Stück auf die Bühne zu bringen ist ein besonders reizvolles Unterfangen, denn die fantasievolle Welt des Kinderbuchklassikers fordert nicht nur kreative Umsetzungen, sondern auch eine tiefe Auseinandersetzung mit den Themen des Werks. In unserer Inszenierung für Kinder ab acht Jahren haben wir eine magische, humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Geschichte in Szene gesetzt. Auch wenn es Paul Maar wahrscheinlich nicht explizit darum ging, das Genderthema zu behandeln, steckt genau diese Frage in der Figur des Sams: Das Sams betont immer wieder, dass es weder Junge noch Mädchen ist – es ist eben das Sams. Diese Geschlechterlosigkeit öffnet spannende Räume für Interpretation, die wir in der Inszenierung subtil unterstreichen. Für Erwachsene bietet die Geschichte ebenfalls viel: Herr Taschenbier, der sich in der strengen und oft absurden Welt der Erwachsenen verloren fühlt, entdeckt durch das Sams seine eigenen Wünsche und Gefühle wieder. Die Welt, in der er lebt, wirkt schräg und schief, und es braucht die unkonventionelle Art des Sams, um ihm zu helfen, sich selbst zu finden. Diese Kombination aus fantasievoller Komik und emotionaler Tiefe macht die Inszenierung zu einem Erlebnis für Groß und Klein.“ „Kleiner Mann – was nun?“ (Premiere: 15.02.2025): „Hans Falladas Roman, der die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der 1930er Jahre thematisiert, ist heute relevanter denn je. Die Parallelen zwischen den 1920er Jahren und den 2020er Jahren sind unverkennbar: Damals wie heute stecken wir in einem Dilemma, in dem alte Mechanismen greifen und Unsicherheit die Gesellschaft prägt. Wenn Angst geschürt wird, handeln die Menschen nicht mehr rational – und genau in solchen Zeiten haben moralisch verwerfliche politische Strömungen leichtes Spiel. Unsere Inszenierung greift dieses Thema auf und stellt die Frage, wie sich diese Mechanismen in der Gegenwart widerspiegeln. Es geht darum, wie Menschen mit wirtschaftlicher Not und sozialem Druck umgehen und welche Gefahren entstehen, wenn die Angst überhandnimmt. Gleichzeitig wollen wir das Publikum dazu einladen, über ihre eigene Verantwortung in der Gesellschaft nachzudenken. Wir sind besonders stolz, dass Till Weinheimer, ehemaliger Schauspieler des Berliner Ensembles und langjährig am Mannheimer Nationaltheater tätig, die Regie bei uns übernehmen

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