14 LEBEN IM DELTA Kultur in Mannheim – ein Interview mit Thorsten Riehle Kulturelle Vielfalt ist in Mannheim ein zentraler Bestandteil des städtischen Lebens, und Thorsten Riehle, Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur, engagiert sich stark für ihre Förderung. In diesem Interview gibt er Einblicke in seine Visionen und spricht über die Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement für die Kulturszene der Stadt. Delta im Quadrat: Herr Riehle, wie fördern Sie die kulturelle Vielfalt in Mannheim und welche Strategien verfolgen Sie, um unterschiedliche kulturelle Gruppen in die städtischen Programme einzubeziehen? Thorsten Riehle: Das ist eine sehr umfassende Frage. Grundsätzlich liegt es in der Verantwortung der Stadt, finanzielle Mittel bereitzustellen, um kulturelle Projekte zu unterstützen. Der Prozess ist technisch: Einzelpersonen oder Institutionen kommen mit Ideen auf uns zu und wir prüfen, ob diese in unsere Programme passen. Je nachdem gibt es entweder Projektmittel für kleinere Vorhaben oder institutionelle Förderung für größere Einrichtungen. Das Kulturamt verwaltet die Gelder und legt Rechenschaft über die Verwendung ab. Mir ist es besonders wichtig, die kulturelle Vielfalt in Mannheim zu bewahren. Wir haben hier eine breite Palette an Kulturangeboten, angefangen bei Jazzclubs wie dem Ella & Louis bis hin zu Kulturzentren wie der Alten Feuerwache. Auch kleinere Spielstätten spielen dabei eine große Rolle. In den letzten Jahren haben wir allerdings festgestellt, dass wir zu wenig Augenmerk auf Clubs gelegt haben, obwohl diese zur kulturellen Vielfalt beitragen. Besonders die Nachtökonomie, etwa im Jungbusch, gehört hier dazu. Leider gibt es in der Innenstadt nur noch wenige Clubs, aber um das zu unterstützen, haben wir die Förderung für Live-Musik-Spielstätten von 30.000 auf 100.000 Euro erhöht. So können wir sicherstellen, dass die kulturelle Vielfalt weiterlebt. DiQ: Gibt es besondere Ansätze, um die freie Künstlerszene in Mannheim zu fördern? TR: Ja, die freie Künstlerszene liegt uns sehr am Herzen. Ein Beispiel sind die „Offenen Ateliers“, bei denen über 80 Kreative ihre Werke zeigen. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, um die lokale Szene sichtbarer zu machen. Wir überlegen auch, wie wir die Atelierförderung der Stadt noch gezielter einsetzen können. Darüber hinaus gibt es den Port 25 – Raum für Gegenwartskunst, der speziell dafür geschaffen wurde, die lokale Kunstszene zu unterstützen. Die Galerie leistet großartige Arbeit, um diese Künstlerinnen und Künstler zu fördern. DiQ: Inwiefern hat die Digitalisierung die Kulturszene in Mannheim beeinflusst und welche neuen Möglichkeiten sehen Sie für Künstlerinnen und Künstler in der digitalen Welt? TR: Die Digitalisierung hat die Kulturszene auf viele Arten verändert. In der Musik arbeitet man heute oft mit Tablets statt mit traditionellen Notenblättern, und viele Künstlerinnen und Künstler nutzen digitale Technologien. Auch Künstliche Intelligenz ist ein spannendes Thema: Wenn eine KI ein Bild malt oder Musik komponiert, stellt sich die Frage, ob das als Kunst gilt. Solche Fragen werden auch an der Popakademie diskutiert. Aus Verwaltungssicht ermöglicht uns die Digitalisierung, transparenter zu arbeiten. Beispielsweise könnten Anträge für Kulturförderung digital eingereicht werden, und Antragsteller sollten automatisch Rückmeldungen erhalten, warum ihr Projekt gefördert wurde oder nicht. Das erleichtert den gesamten Prozess und gibt den Kulturschaffenden mehr Einblick. Foto: Testival Spinelli 2024 © Stadt Mannehim Foto: Kultur- und Festivalstadt Nachtwandel Jungbusch © Stadtmarketing Mannheim GmbH Daniel Lukac
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