Delta im Quadrat Nr. 76

Zirkuskunst in Karlsruhe: das ATOLL Festival Zirkus anders gedacht – das verspricht ATOLL, das Festival für zeitgenössischen Zirkus. Denn was sich unter dem Begriff an Neuem entwickelt hat, das sorgt dafür, dass einem vor Staunen der Mund offensteht, die Augen verblüfft kucken und die Kinnlade sportliche Gymnastik macht! Zehn Tage im September wird Karlsruhe wieder mal zum Dreh- und Angelpunkt der Szene; eingeladen sind Compagnien aus Australien, Brasilien und ganz Europa. Mit im Gepäck haben sie witzige und aufregende, energiegeladene und irritierende, freudensprühende und tiefgründige Stücke, die vielfach erstmals in Deutschland zu sehen sind. Da gibt’s Jonglage und magische Momente, Artistik und Akrobatik, kurz: ungebändigte Kreativität im Umgang mit dem, was ein menschlicher Körper zu leisten imstande ist. Eröffnet wird das Festival von der in Frankreich arbeitenden Brasilianerin Alice Rende, einer Artistin, die die legendäre Entfesselungskunst eines Houdini beerbt, sowie der Down-Under-Company „Gravity & Other Myths“. Deutschlandpremiere feiert die britische Truppe „Gandini Juggling“ mit „Smashed2“ und auch „MAT“ der niederländischen Zirkuskünstler Zinzi Oegema, die auf weichen Matten die Kunst des Fallens zelebrieren. In einer fantastischen Welt der Widersprüchlichkeiten verheddert sich der Finne Olli Vuorinen in „Blueberry Burdock“, das ebenso in deutscher Erstaufführung zu sehen ist wie die „Häppy Hour“ des isländisch-finnisch-schwedischen Trios „The Nordic Council“. Und das ist nur ein Bruchteil des Gezeigten – alle 37 Vorstellungen der 19 verschiedenen Produktionen sind dem Programm im Internet zu entnehmen! (Foto Blueberry Burdock © Jouni Ihalainen) 12.-22.09., Tollhaus und weitere Spielorte in Karlsruhe, www.atoll-festival.de Conny from the Block Ach ja, man muss mal wieder einen neuen Perso beantragen! Spaß macht das keinen, Termine auf dem Rathaus gibt es morgen 6.15 Uhr oder erst wieder im November. Gezahlt wird vor Ort, aber nur, wenn die Technik mitspielt, sonst hagelt’s Mahnungen. Und wahrscheinlich gerät man an eine schlecht gelaunte Behördendame, die ihren Humor schon 1995 in vierfacher Ausfertigung abgeheftet und archiviert hat. Denn solche wie Conny sind rar! Conny macht ihren Job im öffentlichen Dienst seit Jahrzehnten, ihr Motto lautet „MAGA“ – Make Amt Great Again! Ihre Kolleginnen – Tief-einatmen-Petra, Gegen-alles-Gisela, Kussi-Doris, Küken-Dilara und Du-bist-der-Change-Ronja – sind ihr wohl oder übel zur Familie geworden. Der alltägliche Behördenwahnsinn schweißt eben zusammen! Gemeinsam trotzen sie Aktenbergen, Management-Geschwätz, Digitalisierung und viel zu selbstbewussten Bürgern. Und wenn gar nichts mehr geht, heißt’s: „Da bin ick nicht zuständig, Mausi.“ Zwischen Kaffee- und Raucherpausen wird diskutiert, gelästert, gestritten und mit Neugierde über das Liebesleben der Kolleginnen gewacht, und das Beste: Termine gibt’s schon im September, zu zivilen Zeiten! Di, 17.09., 20 Uhr, Alte Feuerwache, Mannheim NTM im Pfalzbau – Cavalleria Rusticana Eine Dreiecksgeschichte endet tödlich: Pietro Mascagnis radikal schonungsloses Musikdrama von 1890 führt ins verarmte sizilianische Bauernmilieu. Als der Bauer Turiddu sich der bereits verheirateten Lola zuwendet, wird seine Geliebte Santuzza von Rachegelüsten erfüllt und verflucht Turiddu. Lolas Mann, Alfio, nun in die Affäre eingeweiht, rüstet zum Kampf gegen Turiddu – auf Leben und Tod. Und los geht die wilde Jagd! Das berühmteste Stück der Cavalleria Rusticana ist ein Ohrwurm, der schon so oft verarbeitet wurde, dass ihn auch Leute kennen, die von Mascagni noch nie etwas gehört haben – zumindest nicht bewusst. Und 62

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=