Delta im Quadrat Nr. 74

41. Baden-Württembergische Literaturtage in Ladenburg Ladenburg bezaubert mit mittelalterlichem Fachwerk und historischem Flair – und mit Literatur! Denn das Städtchen öffnet nun für zehn Tage auch private Türen und Tore für das geschriebene Wort. Mit Lyrik, Büchern zu aktuellen Themen, großen Romanen und genreübergreifenden Formaten zeigen die Baden-Württembergischen Literaturtage mit rund 50 Veranstaltungen ein abwechslungsreiches Spektrum der aktuellen Literaturlandschaft. Zur Eröffnung liest Rafik Schami aus seinem neuesten Werk und lädt zu einer Reise in ein arabisches Land im 19. Jahrhundert ein. Terézia Mora, Georg-Büchner-Preisträgerin und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, führt am 08. Juni im mittelalterlichen Jesuitenhof die Zuhörenden ganz nah an eine Frau, die sich immer tiefer in eine Abhängigkeitsbeziehung begibt; und bei Ewald Arenz kommen sich zwei Frauen beim Austausch über die titelgebenden „Alte (Birnen-)Sorten“ allmählich näher – thematisch passend auf dem Obsthof Schuhmann. Am 09. Juni findet die eintägige Ladenburger Buchmesse statt, bei der rund 20 unabhängige Verlage zum Stöbern, Blättern und Kaufen der aktuellen Programme einladen. Außerdem finden die Verleihung des Baden-Württembergischen Verlagspreises, Verlagsgespräche und viele, viele Lesungen statt – beispielsweise mit Ralph Dutli, Dincer Güyceter, Katharina Hacker oder Laura Leupi. Die Literaturkritiker Anne-Dore Krohn und Denis Scheck zeigen am 10. Juni in ihrer Kafka-Revue einige weniger bekannte Facetten des Prager Jahrhundertgenies. Am nächsten Tag liest Andrea Petković auf dem Tennisplatz über ihren Ausstieg aus dem Profisport. In der sonst verschlossenen Sebastianskapelle zeigen die Ladenburger Autorin Claudia Haas-Steigerwald und der Fotograf Bernd Siebold eindrucksvolle Porträts von Menschen, die ein erfülltes Leben führen. Paul Maar, einer der beliebtesten Kinder- und Jugendbuchautoren, lädt in der schönen Kulisse des Evangelischen Kirchgartens zu einer Zeitreise durch seine bewegende Kindheit und Jugend ein. Zum Abschluss entführt der vielfach ausgezeichnete Eugen Ruge ins historische Pompeji, wo die Vorzeichen der sich anbahnenden Katastrophe eines Vulkanausbruchs bereits spürbar sind. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos, für sieben Lesungen können über Reservix Tickets erworben werden. 07.-16.06., Ladenburg, alle Infos und Termine: www.literaturtage-bw.de Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“ Der Titel klingt nach Hippies und Sommernachtstraum, doch in Gorkis Tragikomödie steckt viel mehr. Geschrieben hat er sie im Nachgang blutiger Ereignisse: dem Petersburger Blutsonntag im Januar 1905, dem Kristallisationskeim der russischen Revolution. Danach war Gorki einige Wochen in der Peter-und-PaulFestung inhaftiert – Zeit zum Schreiben hatte er also. Das Stück wiederum spielt noch einige Jahre zuvor, Ende des 19. Jahrhunderts, während der Cholera-Epidemie: Der Wissenschaftler Protassow will den Fortschritt herbeiführen, chemikalisch und gedanklich. So hat er weder ein Auge für die Witwe Melanija, die in verzweifelter Liebe zu ihm entbrannt ist, noch für seine Frau, die sich einsam dem gemeinsamen Freund Wagin zuwendet. Auch die zarten Zeichen von Liebe zwischen seiner Schwester Lisa und dem moralisch derangierten Tierarzt Tschepurnoi entgehen ihm – ebenso wie die Katastrophe, die sich zwischen beiden anbahnt. Doch auf den Straßen grassiert die Cholera, es gibt Tote, und plötzlich wird die Luft im Elfenbeinturm gefährlich dünn… (Foto © Matthias Horn) Fr, 14.06. und Sa, 15.06., 19.30 Uhr, Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen Und der Haifisch, der hat Zähne… Im Alten Kino Franklin kommt es im Juni zur größten und aufwändigsten Produktion, die die Interimsspielstätte des Schauspiels während der NTM-Generalsanierung bislang gesehen hat: Hausregisseur Christian Weise bringt mit acht Schauspielerinnen und Schauspielern, ebenso vielen Musikerinnen und Musikern, dem Nationaltheater-Orchester und dem NTM-Bewegungschor Bertolt Brechts alten Klassiker „Die Dreigroschenoper“ auf die Bühne. Und da geht es um die große Show – mit Choreografien des Bewegungschors, die die Varieté-Shows der 20er-Jahre zitieren, und 66

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=