Delta im Quadrat Nr. 74

Bühne/Theater/Klassik/Comedy 62 Der Mannheimer Sommer am NTM – Jan Dvorak im Interview Jan Dvorak ist studierter Komponist und Dirigent. Zum Theater kam er über den Umweg des inszenierten Konzertes – einer Leidenschaft, der er bis heute z.B. im Rahmen des „Musiksalons“ und des „Mannheimer Sommers“ am NTM frönt. Neben eigenen Musiktheaterprojekten und Opern, unter anderem mit seiner Kompanie „Kommando Himmelfahrt“ oder dem renommierten Regisseur Philipp Stölzl, hat er sich immer wieder für die Operndramaturgie und das Kuratieren von Reihen engagiert. Auch nach Ende der drei Jahre, die er mit Albrecht Puhlmann nach Mannheim ging, bleibt er der Stadt und dem Theater eng verbunden. Als künstlerischer Leiter des „Mannheimer Sommers“ (27.06.-07.07.) bringt er alles zwei Jahre frische Impulse und internationale Kunst an das traditionsreiche Haus. Wir sprachen mit ihm über das „internationale Festival für Musik und Theater von Mozart bis heute“, das im Wechsel mit den Schillertagen den Sommer im Delta bereichert. Delta im Quadrat: Wie spiegelt das diesjährige Programm des Mannheimer Sommers Ihre künstlerische Vision wider? Jan Dvorak (Foto © Christian Kleiner): Das Programm ist geprägt durch Visionen – und den Zufall. Durch die Sanierung des Stammhauses mussten wir uns nämlich nach Ersatzspielstätten umsehen und entschieden uns dazu, den Schwerpunkt nach Schwetzingen zu verlagern. „Ersatzspielstätte“ – was für ein hässliches Wort! Die Schönheit und Bedeutung der Schwetzinger Schlossanlage ist umwerfend – und hatte entscheidenden Einfluss auf unser Programm. DiQ: Wie tragen die Darbietungen zur kulturellen Landschaft Mannheims bei? JD: Schon im 18. Jahrhundert ging der Mannheimer Hof im Sommer nach Schwetzingen. Dort wurde lustgewandelt und gefeiert – mit internationalen Gästen wie Voltaire. Dort wollen wir anschließen und sind sicher, dass sich Mannheim diese Chance nicht entgehen lässt. Ein Indiz: Unser „Don Giovanni“ ist schon beinahe ausverkauft! DiQ: Auf welcher Grundlage wählen Sie die Teilnehmenden und die Performances für den Mannheimer Sommer aus? JD: Ausgangspunkt war das „Fest“ als utopische Verschmelzung von Künsten und Menschen. Von diesem Gedanken, der auch bei Mozart stark ausgeprägt ist, kamen wir dazu, Konzerte und Performances anzufragen, die lustvoll und kreativ mit neuen Formaten spielen: Björk als Streichquintett, Mozart als Partymusik (Foto © Vincent Stefan), ein Maskenball als Musiktheater-Inszenierung… DiQ: Welche Rolle spielen dabei lokale und internationale Einflüsse? JD: Natürlich gibt es lokale Künstlerinnen und Künstler, die wir ins Programm integrieren: das Nationaltheater-Orchester, die Ensembles, aber auch Bands wie „Get Well Soon“ oder das „Haz’art-Trio“. Entscheidend ist für das Festival aber die Mischung mit internationalen Projekten: Dieses Jahr haben wir u.a. israelische, belgische und amerikanische Produktionen dabei. Und die Argentinierin Cecilia Arditto hat sogar eine neue Oper für uns komponiert! DiQ: Welche speziellen Herausforderungen ergeben sich bei der Planung und Durchführung eines multidisziplinären Festivals wie dem Mannheimer

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