Delta im Quadrat Nr. 73

Sonntag am Samstag Zugegeben, der Titel „Ein Tritt Frei“ lässt verschiedene Interpretationen zu. Das ist gewollt, denn Christoph Sonntag ist als Kabarettist ein absoluter Meister des Wortakrobatik. Um sein Ziel der humorvollen Unterhaltung zu erreichen, hat er sich Verstärkung mitgebracht – er schlüpft auf der Bühne gekonnt in die verschiedensten Charaktere. Ob als Double von Captain Jack Sparrow, der als „Freibeuter der Comedy“ die skrupellosen Machthaber aufs Korn nimmt, ob als Dr. Friedjof Södfried Schreyvogel, Ministerpräsident von Baden-Brandenburg, der versucht, den Gästen die Regeln der Politik näherzubringen, ob in der Rolle von Prof. Dr. Christoph Friedhelm von Donnersbarsch, der sich mit den Spätfolgen von Corona-Infektionen beschäftigt – Humor ist garantiert. Und spätestens, wenn der Heilige Bruder Christophorus Sonntag auf der Bühne erscheint, bleibt kein Auge mehr trocken! Sa, 11.05., 20 Uhr, Stadthalle, Hockenheim Die Wunderübung Ein echter Dauerbrenner im Komödienrepertoire ist Daniel Glattauers „Wunderübung“ – noch dauerhaftere Dauerbrenner sind eigentlich nur Beziehungsprobleme, die ja wirklich allgegenwärtig sind. Und darum beziehungsweise um deren Behebung geht’s denn auch auf der Bühne: Eine Ehe hat ihren Tiefpunkt erreicht, Höhepunkte gibt es schon lange keine mehr, so oder so. Die offensichtlichste Lösung: Man sucht einen Paartherapeuten auf. Doch der hat hart zu kämpfen. Sie weiß schon immer, was ihr Mann sagen will, lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Er hingegen straft sie mit Gefühlskälte, nimmt die Missstände für gegeben und sieht keinen Grund für Veränderung. Und zu guter Letzt scheint der Therapeut selbst in Beziehungsproblemen zu stecken… Mit pointierten Dialogen schafft es Glattauer gekonnt, die feinen Zwischentöne im Dschungel der Gefühle darzustellen. Gerne schaut man dem Paar beim Scheitern zu. Oder scheitert am Ende der Therapeut? Denn nichts schweißt so sehr zusammen wie ein gemeinsamer Gegner! Sa, 11.05., 19 Uhr, Theater im Puls, Schwetzingen Dantons Tod Eine Zeit der Umwälzungen war es, Jahre voller Chaos, Blutvergießen und Schrecken allüberall. Viele starben während der Französischen Revolution – einer von ihnen war Danton. Georg Büchner schrieb das Drama, das Dantons Namen trägt, ungefähr 40 Jahre später, er selbst ist da gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt, blickt also auf historische Ereignisse zurück, die er nicht selbst miterlebt hat. Büchner zeigt aber nicht den triumphalen Auftakt, den Sturm auf die Bastille 1789. Er konzentriert sich auf wenige Tage im Frühjahr 1794, als der Terror der Guillotine herrscht, der auch Marie Antoinette das Leben gekostet hat. Die ehemaligen Weggefährten Danton und Robespierre stehen einander als ideologische Gegner gegenüber, unversöhnlich, kaum zu einer gemeinsamen Sprache fähig… und genau dieser Umstand macht das Stück so aktuell! Denn wie soll man umgehen mit politischem und menschlichem Scheitern, das in eine Welt des Populismus, der Demagogie und des Nationalismus führt? Woher nimmt man den Mut, demokratische Ideale zu verteidigen? Und wie kann „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ im realen Leben umgesetzt werden? (Foto © Susanne Reichardt) So, 12.05., Sa 18. und 25.05., 19.30 Uhr, Marguerre-Saal, Theater Heidelberg 62

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