Delta im Quadrat Nr. 66

6 und Popkultur herausgreifen. DiQ: Heute wundert sich keiner mehr darüber, dass Kunst auch auf den banalsten Alltagsgegenständen zu finden ist. War das früher anders? RZ: Das Phänomen hat wohl weniger mit Kunst zu tun als mit der produzierten Massenware, für die es immer wieder neue Motive benötigt. Und beliebte Motive der Kunst dann auf Tassen, Bettdecken oder Socken zu übertragen ist manchmal kurios, aber doch auch naheliegend. Bei Mondrian handelt sich aber nicht einfach um ein Kunstwerk, das übertragen wird – es ist vielmehr eine Gestaltungsidee, ein Design, das heute immer noch funktioniert, wenn man zum Beispiel an L’Oréal denkt. DiQ: Welche sind die neuesten Exponate in der Ausstellung und welche Künstlerinnen und Künstler von heute sind vertreten? RZ: Das jüngste Kunstwerk der Ausstellung wurde erst dieses Jahr fertiggestellt und stammt von Kathryn Sowinski. Auch Arbeiten von Magnus von Stetten, Sebastian Winkler, Remy Jungerman, Joachim Grommek und Gregor Hildebrandt stammen aus den letzten drei Jahren. Diese zählen definitiv zu den aktuellen Zeitgenoss*innen, doch auch Personen wie Simon Freund, Melissa Gordon, Iván Argote, Simon Mullan, Thomas Moor oder Shin Bongchull sowie die Designerin Amber Ambrose Aurèle sind erst in den 80er bzw. 90er Jahren geboren. DiQ: Und wo beginnt die Ausstellung? Noch in den frühen Zeiten, als Mondrians Bilder konkrete Motive zeigten, bevor sie sich dann immer stärker ins Abstrakte wandelten? Oder erst mit den Werken, die man heute mit dem Namen „Mondrian“ verknüpft? RZ: Mit dem Frühwerk bis zum Neoplastizismus hatten sich letztes Jahr Ausstellungen in Basel und Düsseldorf auseinandergesetzt. Unsere Ausstellung knüpft genau daran an und beginnt mit dem Mondrian, wie man ihn scheinbar kennt. Dass es da bei genauer Betrachtung doch viele Unterschiede gibt, wird die Ausstellung zeigen. DiQ: Piet Mondrian ist ja einer jener Künstler, dessen (späte) Bilder als typische Reaktion ein „Also das könnte ich auch!“ hervorrufen. Was ist da dran? RZ: Das ist ja das Paradoxe an der Rezeption von Mondrian, dass diese Kunst einerseits als zu elitär oder zu einfach abgelehnt wird, gleichzeitig aber zu einem popkulturellen Massenphänomen geworden ist, das jeder kennt und wohl auch mag. Genau darüber wird Wolfgang Ullrich am 16. November einen Vortrag halten. DiQ: Wer sich selbst daran probieren will, findet doch sicher auch im Begleitprogramm zur Ausstellung passende Angebote, oder? RZ: Neben dem bereits erwähnten Vortrag gibt es auch Filmabende, eine Art Lounge oder einen interaktiven Mitmachraum in dem alle Interessierten mit farbigen Klebestreifen Mondrian-artige Strukturen an Wand und Boden kleben können. Wer sich Mondrians Gestaltungsweise gerne körperlich nähert wird sich in unserem Boogie-Woogie-Workshop wohlfühlen, denn Mondrian war nicht nur Maler, sondern auch ein großer Swing- und Boogie-Woogie-Tanzfreund. 09.09.-21.01.2024, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, www.wilhelmhack.museum LEBEN IM DELTA Mathieu Mercier, Still Untitled, 2000, Sperrholzplatte, Ölfarbe, Farbfolie, Isolierband, 58 x 50 cm, Courtesy: Privatsammlung, Copyright: VG Bild-Kunst Bonn 2023 Jakob Lena Knebl, Piet 1, 2012, Fotografie, 90 x 60 cm, Courtesy: Jakob Lena Knebl, Copyright: VG Bild-Kunst Bonn 2023

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