Delta im Quadrat Nr. 65
„Im Wege stehend VII.“ in Schwetzingen „Im Wege stehend“ ist eine Ausstellungsreihe für Kunst im öffentlichen Raum, die seit 1988 nun zumsiebtenMal präsentiert wird. Zwölf von einer Jury ausgewählte Künstlerinnen undKünstler sind eingeladen, ihre Kunst- werke einhalbes Jahr lang in Schwetzingen zu zeigen– jederzeit zugänglich und für alle frei. Der Rundgang beginnt imHof des altenMarstallgebäudes an der Carl-Theodor-Straße: Der russische Künstler Sergei Karev zeigt hier einen überdimensionierten Ahornsamen aus Stahl. 2022 floh er nach der Einberufung zum Militär in den Westen, die geflügelten Samen des Ahorns symbolisieren für ihn die Freiheit – sie fliegen weit, kennen keine Grenzen und werden irgendwo zu neuen Bäumen. Daneben finden sich weitere Werke aus Stahl – zum Beispiel Dorothea Kirschs „Cinderella“- Schuh oder Werner Bitzigeios „Sternenfrüchte“ aus Schweißdraht der deutschenRüstungsindustrie. Auf der Carl-Theodor-Straße stellteThomas Neumeiers Ergänzungsschilder zur öffentlichen Ordnung; auf dem Schlossplatz hat Georg Janthur sieben rote Sonnenschirme aufgestellt, und direkt vor dem Palais Hirsch findet sich die „Kalte Dusche“ von Matthias Braun. Sie funktioniert zwischen 8 und 18 Uhr und gewährt allen Zeitgenossen eine Erfrischung. Umdie Ecke amPalais Hirsch wächst dann ein riesiger Löwenzahn aus demBoden. Er stammt vomKunstprofessor Marcus Jansen, ist aus Kunststoff und muss regelmäßig aufgeblasen werden. Im nahen Weg der Hofmusik findet sich zwischen den Platanen der Konfettihimmel von Charlotte Payet, ein Symbol der Lichtverschmutzung. Vor der Kirche St. Pankratius hat Michael Volkmer seine „Hémisphère“ aufgebaut, eine beleuchtete Installation aus Radzierblenden, die bei Tage eine ganz andere Ausstrahlung hat als bei Dunkelheit. Gegenüber auf dem kleinen Gänsebrunnenplatz blüht der „Blaue Blumen Busch“ von Axel Eiflinger: Über hundert blaue Wasserflaschen aus recyceltem PET wurden mit Schere und Feuer in Blüten verwandelt. Zurück auf den Schlossstraße finden sich erneut künstliche Pflanzen bei den Rankenstühlen von Beate Spitzmüller, und wenige Schritte weiter steht eine weitere „flow(er)“: Yvonne Roth hat den blauen Drehknauf eines Wasserhahns surreal vergrößert und vor dem Leimbach platziert – und das funktionale Eisenteil erscheint plötzlich wie eine Blüte mit acht Blättern! Ugo Dossi: Zeichen und Wunder Die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim zeigen ab dem 29. Juli Arbeiten des renommierten Künstlers Ugo Dossi. Seine großformatigen und farbgewaltigen Tableaus, Skulpturen, Projektionen und virtuellen Realitäten entführen in eine Welt voller „Zeichen und Wunder“ – so auch der Titel der Ausstellung. Mehrere der Werke entstanden speziell für die Mannheimer Präsentation und sind erstmals zu bestaunen. Die Ausstellung schlägt einen Bogen von archetypischen Bildern aus dem kollektiven Gedächtnis früher Hochkulturen bis in eine virtuelle Zukunft. Dabei erzeugen die Werke mit ihrer reduzierten Symbol- und Bildsprache visuelle Rätsel von besonderer Schönheit. In der Kunst von Ugo Dossi spielen unbewusst generierte „Automatische Zeichnungen“ eine zentrale Rolle. Sie sind für ihn eine Sonde zur Bilderwelt des Unbewussten. Zusammen mit Zeichenele- menten aus altägyptischen Hieroglyphen und prähistorischen Felsmalereien formt er daraus ein „Alphabet der Archeogramme“, das zugleich ein großes Weltmodell darstellt. Viele der Arbeiten sind geprägt von Dossis Faszination für die altägyptische Kunst und stellen einzelne Hieroglyphen in den Mittelpunkt. Die zentrale Werkgruppe „NEFER“ greift das idealisierte Antlitz der Königin Nofretete auf und überlagert es mit grafischen Zeichen, um Bild-Metaphern für Vollkommenheit undSchönheit zu schaffen. Damit ist die Schaudie perfekteErgänzung zumBesuchder Sammlungs- präsentation „Ägypten – Land der Unsterblichkeit“; sie fügt der Vergangenheit gewissermaßen eine KUNST/AUSSTELLUNG 70
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