Delta im Quadrat Nr. 64

69 SAP: Die „Gretchenfrage 2.0“ Nicht um das heiße Eisen der Religion geht’s beim Titel der laufenden SAP-Kunstausstellung; in der Version 2.0 heißt es vielmehr: „Wie hältst Du’s mit der virtuellen Welt?“. Denn gerade die Kunst fühlt sich äußerst wohl imFreiraum zwischen realer und digitaler Sphäre. Die 13 beteiligten Künstlerinnen und Künstler erforschen spielerisch Raum und Zeit und bewegen sich in verschiedenen Dimensionen hin zu einer erweiterten Welt. Es gibt klare Fragestellungen und einen forschenden Blick hinter die Kulissen virtueller Oberflächen, einen ungezwungen spielerischen Umgang mit technischen Möglichkeiten, das Ausloten des Raumes zwischen „Realität“ und „Augmented Reality“ zusammen mit demBetrachter, Gedanken zum eigentlichMenschlichen. Hier sieht man Visualisierungen von Mensch-Maschinen, wie sie sich zunehmend ins Menschenbild einschleichen. Dieser breite Bogen wird bewusst gespannt, denn natürlich ist die Frage nach dem „Wie hältst Du’s…“ nicht nur eine technische Frage, sondern eine danach, welche Zukunft erstrebenswert ist – und wie man diese Zukunft gestalten kann! bis 01.09., SAP, Walldorf KUNST/AUSSTELLUNG Port25: Doris Erbacher – „framed unframed“ Diese Ausstellung fällt aus dem Rahmen: Üblicherweise trennt jener das Bild von seinemUmraum. Wenn er nun in dieser Eigen- schaftinFragegestelltwird, dannordnensichdieBeziehungenvon Bild, RahmenundWandganzneu.DorisErbachers künstlerisches Werk ist ein Spiel mit der Wahrnehmung, ein konsequentes Ausloten der Korrespondenzen von Fläche und Linie, Bild und Rahmen, Wand und Raum. Dabei bevorzugt sie einfache Materialien und Formen, die sie in seriell angelegten Werkreihen und in sich wiederholenden Prozessen mit minimalen Abweichungen untersucht. Ihre Arbeiten haben eine Offenheit, die sich der eindeutigen Definition entzieht; sie sind experimentell und ergebnisoffen. Doris Erbacher geht es bei aller Vielfalt der verwendeten Materialien letztlich um Malerei oder die Frage nach dem Bild, wenn auch mit einer gewissen Dominanz des Linearen oder Zeichnerischen. Immer wieder entstehen dabei Irritationen, wenn sich zum Beispiel das dreidimensional scheinende Bildobjekt bei näherem Hinsehen als Fläche entpuppt. Manchmal forciert Erbacher dieses Moment, indem sie den Bildträger an den Ecken abschrägt – das ist dann auch ein Spiel mit der Ambivalenz von Zwei- und Dreidimensionalität. In ihrer jüngsten Werkgruppe der „frameworks“, schmaler bemalter Papierstreifen, die zu modularen rahmenartigen Gefügen zusammengestellt werden, ist beispielsweise der Rahmen die Malerei, die Wand hingegen Binnenfläche und Umraum gleichermaßen. Wer hören will, was die Künstlerin selbst zu ihren Arbeiten sagt: Am Do, 15.06. ab 18 Uhr kommt Doris Erbacher zum Gespräch mit Kim Behm. (Foto © Doro Burkhardt) bis 30.07., Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Mannheim, www.port25-mannheim.de

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