Delta im Quadrat Nr. 59

4 LEBEN IM DELTA NS-Regime unvermeidbar und was spielte sich in Mannheim nach Ende des Kaiserreichs 1918 bis zur Machtergreifung 1933 ab? In eindrucksvollen digitalen Präsentationen, die zwischen dem öffentlichen und privaten Leben changieren, wird die Zeit der ersten deutschen Demokratie lebendig, die so viele Fortschritte brachte und ebenso viele Belastungen mit sich trug. Luftbilder zeigen Mannheim und seine Vororte in den 1920er Jahren, eine Hörstation lässt Geschehnisse der Zeit aufleben, und wer wissen will, wie die Parteien sich politisch ausrichteten, kann den Wahl-o-Mat testen. Damit wird zugleich verdeutlicht, dass diese fragile Zeit in Deutschland erstmals das allgemeine und gleiche Wahlrecht hervorbrachte und die Grundrechte verfassungsmäßig verankerte – Basis einer jeden Demokratie! Der 30. Januar 1933 läutet das Ende der parlamentarischen Demokratie ein. Sechs Kurzbiographien erzählen davon, wie das Jahr 1933 empfunden wird, sie berichten über ihre Zukunftsängste oder formulieren als aktive Mitglieder des NS-Regimes in ihren schillernden Zukunftserwartungen das genaue Gegenteil. Ende März 1933 werden viele Männer zu Hilfspolizisten ernannt.Wer ihreDaten studiert, kann ermessen, auf welch breite Gesellschaftskreise sich das NS-Regime auch in Die Mannheimer NS-Zeit: „Was hat das mit mir zu tun?“ Die Frage enthält Abwehr ebenso wie neugieriges Interesse: „Was hat das mit mir zu tun?“ ist im Kontext der deutschen Geschichte eine Replik, die eine Menge über den Fragenden und dessen Haltung aussagt. Und es ist eine Frage, die einen Weg aufzeigen kann, wie das vielzitierte „Nie wieder!“ als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust Wirklichkeit wird. Wer Antworten sucht, bekommt in der neuen Dauerausstellung im Mannheimer „Marchivum“ viele Anregungen zum Nachdenken: Die Schau reicht von der Weimarer Republik über die 1930er Jahre und den Zweiten Weltkrieg bis in die aktuelle Gegenwart. Sie soll ein Verständnis dafür entwickeln, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht selbstverständlich ist, sondern stets gegen antidemokratische Tendenzen verteidigt werden muss. Zu sehen ist vielfältiges, größtenteils bisher nie gesehenes Material, das mitunter ästhetisch-künstlerisch inszeniert wird und immer persönliche Lebensschicksale im Blick behält – von Opfern und Täter gleichermaßen. Alle Inhalte sind auf multimediale und interaktive Weise erlebbar und bieten damit einen ansprechenden Zugang zu schwierigen Themen. Die Zeitreise beginnt mit der Weimarer Republik: War das

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