Delta im Quadrat Nr. 58

Auf den Punkt gebracht – 100 Jahre Marie Marcks Eigentlich nicht auf den Punkt, sondern auf die scharfe Linie gebracht hat die Karikaturistin Marie Marcks das, was sie um sich beobachtete. In diesem Jahr wäre sie hundert Jahre alt geworden; aus diesem Anlass schaut Heidelberg im Mark Twain Center in einer Sonderausstellung jetzt zurück auf ihr Lebenswerk. Inhaltlich und räumlich bietet das Mark Twain Center für transatlantische Beziehungen einen fantastischen Rahmen für die Ausstellung: Marie Marcks schuf nämlich ihre ersten Arbeiten für die US-Armee in Heidelberg und setzte sich später mit unverkennbarer zeichnerischer Finesse immer wieder mit der US-amerikanischen Außenpolitik und zentralen gesellschaftlichen Problemen auseinander. Mit scharfem Intellekt schaute sie aus spöttischer Distanz auf Gesellschaft, Politik und Probleme ihrer Zeit. Sie wurde so zu einer wichtigen Chronistin eines halben Jahrhunderts deutscher Geschichte. Die Ausstellung beleuchtet die wichtigsten Themenbereiche von Marie Marcks’ Arbeiten; im Fokus steht aber auch die Biografie der Künstlerin, die eng mit den deutsch-amerikanischen Beziehungen der Nachkriegszeit verbunden ist. bis 12.02.2023, Mark Twain Center, Heidelberg, www.mark-twain-center.com 70 KUNST/AUSSTELLUNG Madame Palatine – Liselotte von der Pfalz am Hof des Sonnenkönigs Eine berühmteAdlige, die Liselotte heißt?Nun, ihr richtigerName lautet eigentlich „Elisabeth Charlotte von der Pfalz“, doch bekannter ist die in Heidelberg geborene Enkelin von Friedrich V., dem „Winterkönig“, und dessen englischer Gemahlin Elizabeth Stuart als Liselotte von der Pfalz. Und das, obwohl sie durch eine Heirat „aus diplomatischen Gründen“ von der Kurpfalz an den französischen Hof kam: Ihr Ehemann Philippe von Orléans war der Bruder des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Rund um „Madame“, wie sie angesprochen wurde – schließlich war Philippe als ältester Bruder des Monarchen der „Monsieur“ –, versammelte sich also eine große Zahl wegweisender Persönlichkeiten verschiedener Königshäuser, und obwohl Liselotte nur zwei überlebende Kinder hatte, wurde sie zur Stammmutter des Hauses Orléans und zur Ahnfrau zahlreicher europäischer Königshäuser. Ihr Tod jährt sich am 08. Dezember zum300. Mal, und aus diesemAnlass zeigt das Kurpfälzische Museum in Kooperationmit demHistorischen Seminar der Universität HeidelbergnundieAusstellung „MadamePalatine“ –ein facettenreiches Bild einer ebensolchen Fürstin, die uns vor allemdurch ihre anschaulich formulierten Briefe Einblicke in das barocke Hofleben mit all seinen Tücken, Intrigen und mehr oder minder offenen Liebschaften gibt. (Bild: Gemälde aus Versailles – Elisabeth Charlotte mit ihren Kindern, Kopie von Jean-GilbertMurat nach einemOriginal von PierreMignard, bpk / RMN – Grand Palais / Gérard Blot) 06.11.-22.01.2023, Kurpfälzisches Museum Heidelberg, www.museum.heidelberg.de

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