Delta im Quadrat Nr. 55

63 Das hat uns in der Arbeit sehr geholfen, um die Kriegsrealität auch für uns greifbarer zu machen. Es ist natürlich eine schwierige Zeit für sie, zum einen macht sie sich Sorgen um ihre Bekannten, zum anderen ist es auch nicht einfach, sein ganzes Leben hinter sich zu lassen und sich neu zu etablieren in einem fremden Land mit einer fremden Sprache. Daher freut es umso mehr, dass wir diese Zusammenarbeit hinbekommen haben. DiQ: Wie kann man sich diese Zusammenarbeit bei der Entwicklung vorstellen? EH: Die Regisseurin und ich haben bis Probenbeginn eine Textauswahl getroffen, die wir mit den SchauspielerInnen gelesen und diskutiert haben. Uns interessierten dabei auch die Erfahrungen, die sie seit dem 24. Februar gemacht hatten, denn darum geht es uns schließlich: Wie hat dieser Krieg die jeweilige Lebensrealität beeinflusst? Was hat er verändert? Einige der Texte haben wir dann wieder verworfen, noch andere sind dazugekommen und schließlich haben wir geschaut, an welcher Stelle in der Stadt der jeweilige Text am besten passt. Es ist also eine sehr kollektive Arbeit gewesen, wo die Thematik durch eigene persönliche Erfahrungen ergänzt wurde. DiQ: Man weiß es vor der Premiere natürlich noch nicht, aber: Welche Reaktionen erwarten Sie von Seiten der Karlsruherinnen und Karlsruher, die Elemente der Performance zufällig mitkriegen? EH: Nur in einer Szene geht es ein bisschen heftiger zu, die findet allerdings eher versteckt statt mit Publikum und Begleitpersonal aus dem Staatstheater drumherum, sodass man zumindest verstehen wird, dass die Szene Teil einer Performance ist. Ansonsten werden die ganzen Texte – inklusive der Live-Auftritte – über Kopfhörer übertragen, als Passant wird man also nicht viel vom Dialog mitbekommen. Am besten merken die KarlsruherInnen einfach, dass etwas Interessantes los ist, sodass sie selber neugierig werden und Karten kaufen! DiQ: Und ganz konkret: Wie läuft das Ganze ab? Wo trifft man sich, wie bewegt man sich durch den Stadtraum, was erwartet die Teilnehmenden und wann sind die Termine? EH: Start- und Endpunkt ist am Theater, dazwischen wird man als Gruppe zu Fuß durch die Stadt begleitet mit Texten am Ohr für unterwegs, während die Szenen sich an festen Stationen in der Stadt ausspielen. Am Ende gibt es dann ein kleines Konzert am Vorplatz des Staatstheaters mit der ukrainischen Musikerin Mavka, die ukrainische Volkstöne loopt und in tolle Beats umwandelt. Premiere ist am 30. Juni, alle weiteren Termine sind unter www.staatstheater. karlsruhe.de abrufbar. DiQ: Vielen Dank für das Gespräch! Zwei weitere Stadtraum-Performances gibt’s mit der Frage-Antwort-Show „QUIZOOLA“ zum Vorbeischauen (08., 16., 17. und 19.07., je 17-20 Uhr, Kaiserstraße/Marktplatz KA) und dem Performance-Parcours „Keep Karlsruhe Boring“, einem Stück aufklärender Heimatkunde für Menschen aus „Kallsruh“ und Auswärtige (07./08.07., 19 Uhr, Treffpunkt: Passagehof/Kinemathek KA).

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=