Delta im Quadrat Nr. 54

Worms im Sommer: Die Nibelungen-Festspiele Mitte Juli geht es los – die Nibelungen erobern Worms! Natürlich nicht im Kampfe, sondern in Form der jährlichen Festspiele. Für die Hauptinszenierung „hildensaga. ein königinnendrama“ verwandelt der dänische Bühnenbildner Palle Steen Christensen den Platz vor dem Dom in eine riesige Wasserlandschaft, die sich mit variablen Stegen, Effekten, Licht und Video permanent verändert. Mal führt sie uns in die ferne Wasserwelt von Island, mal wird sie zum opulenten Pool und schließlich zur mythischen Zauberwelt, in der sich die Figuren verirren wie im Wald von Shakespeares Sommernachtstraum. Das Wasser ist ein Spiegel und eine Projektionsfläche, es ist wandelbar und fließend – und als Bühne gar nicht so leicht zu verwirklichen: „Es ist technisch eine große Herausforderung, die eigentlich sehr einfache Idee eines Bühnenbodens aus Wasser umzusetzen, weil die Konstruktion unter dem Becken und darum herum dem Druck des Wassers standhalten muss. Aber die Wirkung wird außergewöhnlich sein und uns helfen, mit der diesjährigen Inszenierung etwas Besonderes zu erzählen: eine eigeneWelt und Figuren jenseits jeder Normalität“, erläutert Christensen, der im Duo mit Regisseur Roger Vontobel (der schon „Siegfrieds Erben“ im Jahr 2018 inszenierte) dem Drama seine Gestalt gibt. Darin wird die Nibelungensage neu erzählt – Ferdinand Schmalz stellt Brünhild und Kriemhild in den Mittelpunkt, zwei Frauen, die aufbegehren gegen Raub und Betrug, Verrat und Vergewaltigung, zwei Königinnen, die sich weigern, Opfer einer außer Rand und Band geratenenMännerwelt zu sein. Schmalz zeigt exemplarisch, was möglich ist, wenn wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen – aber auch, dass es keinen dauerhaften Frieden geben kann, solange es nicht gelingt, die Kriegslogik von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Eine vergangene Kriemhild kommt erneut nach Worms: Jasmin Tabatabai trat 2006 und 2007 in dieser Rolle vor dem Wormser 18 SOMMERKULTURSOMMER

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